Warum gibt es das neue Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin der DGSM?

Der Vorstand der DGSM hat es sich zur Aufgabe gemacht die psychotherapeutische Versorgung von Patienten mit Schlafstörungen, welche einer psychotherapeutischen Versorgung bedürfen zu verbessern. Dazu zählen in erster Linie die Insomnien, für deren Behandlung die KVT-I als Firstline-Therapie gilt. Aber auch beispielsweise für die Behandlung von Albträumen, Schlafwandeln, Pavor nocurnus, Maskenintoleranzen bei schlafbezogenen Atmungsstörungen sind psychotherapeutische Interventionen ein fester Bestandteil der Behandlung. einen wichtigen Behandlungsbaustein dar.

Mit der Einführung des Zertifikats psychotherapeutische Schlafmedizin soll weiterhin Schlafzentren mit eher somatischer Orientierung die Bildung von Netzwerken mit entsprechend schlafmedizinisch geschulten Psychotherapeuten ermöglicht werden.

Das „Zertifikat Psychotherapeutische Schlafmedizin erweitert das Fortbildungsangebot der DGSM, welches sich bereits mit dem „Zertifikat Hausärztliche Schlafmedizin“ an niedergelassene Haus- und Fachärzte wendet. Die DGSM steht weiteren Fortbildungsangeboten, wie z.B. „Zertifikat Kinderschlafmedizin“, „Zertifikat kardiologische Schlafmedizin“, Zertifikat HNO-ärztliche Schlafmedizin“ offen gegenüber. Ziel des Vorstandes der DGSM ist es den einzelnen Fachdisziplinen, welche bei der interdisziplinären Schlafmedizin eine wichtige Rolle spielen, eine qualifizierte schlafmedizinische Fortbildung anzubieten, welche die spezifischen schlafmedizinischen diagnostischen und therapeutischen Methoden der jeweiligen Fachrichtung vermitteln. Daraus leitet sich der Name der jeweiligen Fortbildung ab.

Die Namensgebung soll nicht vermitteln, dass die jeweilige Fachrichtung die kompletten schlafmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten umfasst, sondern vielmehr den Beitrag, die spezifischen Aspekte und Methoden der jeweiligen Fachrichtung für die Schlafmedizin in Ihrer interdisziplinären Gesamtheit vermittelt.

 

Wie ist das Curriculum zum „Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin“ entwickelt worden?

Vom Vorstand der DGSM wurde eine Taskforce eingerichtet, welche das inhaltliche Konzept des „Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin“ entwickelt hat. In diese Taskforcewurden Kai Spiegelhalder (auch als Leiter der AG Insomnie der DGSM), Markus Specht (Vorstandsmitglied der DGSM), Kneginja Richter, Carolin Marx Dick (Ideengeberin) und Hans-Günter Weeß als Kommissionsleiter schlafmedizinische Fortbildung berufen. Diese Task Force hat im Rahmen von mehreren Sitzungen das inhaltliche Konzept erstellt, welches vom Vorstand bestätigt wurde.

 

Welche Inhalte hat das Curriculum Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin?

Angelehnt an andere Fortbildungen, wie z.B. die von der Deutschen Gesellschaft für psychologische Schmerztherapie- und Forschung (DGPSF) konzipierte Fortbildung für „Spezielle Schmerzpsychotherapie“, die mittlerweile in die Muster-Weiterbildungsordnung der Bundespsychotherapeutenkammer aufgenommen wurde, umfasst das Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin insgesamt 130 UE, die sich wie folgt inhaltlich aufgliedern (siehe dazu: Marx-Dick, 2024):

 

Curriculum zum Zertifikat „psychotherapeutische Schlafmedizin“

1.               Theoretische Grundlagen.
1.1.            Einführung in die Schlafmedizin.
1.2.            Der gesunde Schlaf
1.3.            Grundlagen und Einführung in die Thematik der Schlafstörungen.
1.3.1.        Was Psychotherapeut:innen über die Diagnostik, Differentialdiagnostik und Therapie
                  der häufigsten Schlafstörungen wissen sollten.
1.3.2.        Tiefgreifende Kenntnisse über die Insomnie.
1.4.            Psychotherapeutische Behandlungstechniken von nichtorganischen Schlafstörungen.
1.4.1.        Kognitive Verhaltenstherapie der Insomnie (CBT-I)
1.4.2.        Psychotherapeutische Techniken bei Parasomnien.
1.4.3.        Dritte Welle der Verhaltenstherapie.
1.5.            Freie Spitze.
2.               Behandlungserfahrung.
2.1.            Psychotherapie unter Supervision.
2.2.            Hospitation im zertifizierten Schlaflabor.

 

Dieses inhaltliche Konzept wurde von den Mitgliedern der Task Force (siehe oben), welche vom Vorstand eingesetzt wurde, entwickelt. In diesem Konzept ist eine „freie Spitze“ mit 16 UE vorgesehen. Diese freie Spitze wurde eingeführt, um den einzelnen Anbietern in Ergänzung zu den allgemein anerkannten und evidenzbasierten Methoden die Möglichkeit zu geben, ergänzende psychotherapeutische Ansätze und eigene psychotherapeutische Schwerpunkte zu vermitteln. Das könnte z.B. Stressmanagement sein, Hypnotherapie, Bio- oder Neurofeedback. Dazu einige Beispiele aus dem Curriclum: Körperpsychotherapie, Yogapsychotherapie, Meditation, Hypnotherapie, Bio- und Neurofeedback, Traum(a)therapie, Stressmanagement, Schlafförderliche Ernährung, Bewegung und Sport, Manuelle Verfahren, Hydro-und Thermotherapie, Polyvagaltherapie, spezifische Entspannungs- und Imaginationstechniken. Mit der Einführung der „freien Spitze“ hat sich die Taskforce an den bereits von der DGSM entwickelten 2-3-tägigen KVT-I Kurse orientiert. Bei dieser Fortbildung wird in Ergänzung zu den KVT-I Methoden ACT vermittelt.

 

Wer kann das Curriclum Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin anbieten?

Bei dem Zertifikat „Psychotherapeutische Schlafmedizin“ handelt es sich um eine lizenzierte Fortbildung der DGSM. Es können mit Genehmigung der DGSM, neben der DGSM selbst, einzelne Arbeitsgruppen diese Fortbildung in wirtschaftlicher Eigenverantwortung anbieten und durchführen. Die Abschlussprüfung erfolgt aber stets durch die DGSM und nicht durch die Fortbilder. Die DGSM erhebt für das „Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin“ Lizenzgebühren von den fortbildenden Arbeitsgruppen bzw. Instituten.

Die Mitglieder der vom Vorstand eingesetzten Task Force werden einen ersten Durchgang der Fortbildung „Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin“ gemeinsam durchführen, um Erfahrungen zu sammeln. Frau Marx-Dick wurde dazu federführend mit der Organisation, Vermarktung und Abwicklung dieses ersten Durchgangs betraut.

Die DGSM hat bereits ähnliche, nicht ganz identische Modelle für Aus- und Fortbildungskurse innerhalb der DGSM im Fortbildungsprogramm: Am bekanntesten dürfte dieses Vorgehen für die Polygraphie-Kurse nach G-BA (ehemals BUB-Kurse) sein. Für durch die DGSM zertifizierte BUB-Kurse müssen die Anbieter den Aus- und Fortbildungskatalog der DGSM übernehmen und können dann in wirtschaftlicher Eigenverantwortung die BUB-Kurse durchführen. Die 2-3tägigen Kurse zur KVT-I wurden inhaltlich von der Kommission „Schlafmedizinische Fortbildung“ der DGSM entwickelt und werden seitdem regelhaft von der Freiburger Gruppe angeboten. Könnten aber auch von anderen Arbeitsgruppen angeboten werden. In diesem Falle ist die DGSM mit Conventus als Organisator der Ausrichter.

 

Wie erhalten die Teilnehmer nach Abschluss der Fortbildung das Zertifikat?

Unter anderem zu diesem Zweck wurde eine Zertifizierungskommission seitens der DGSM eingerichtet und durch den Vorstand bestätigt. Diese Kommission ist im Namen der DGSM neben der Überprüfung der korrekten Umsetzung des Curriculums durch die Fortbildungsinstitute auch für die Durchführung der Prüfung und die Vergabe des „Zertifikats psychotherapeutische Schlafmedizin“verantwortlich. Feste Mitglieder sind ein Vorstandsmitglied der DGSM, welches auch die Leitung der Kommission inne hat sowie der Leiter der DGSM-Akademie und 3 weitere Mitglieder. Eine weitere Aufgabe der Kommission ist es zu prüfen, inwieweit „Zertifikat psychotherapeutische Schlafmedizin“ den Weg in die Muster-Weiterbildungsordnung z.B. der Bundespsychotherapeutenkammer nehmen kann.

Hans-Günther Weeß und Markus Specht

 

Literatur:
Marx-Dick, C. (2024). Ein neues Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin:„Psychotherapeutische Schlafmedizin “.Somnologie, 28(1), 36-42.

Kursangebote

Kurse zum Zertifikat finden Sie im Veranstaltungskalender der DGSM unter der Rubrik Fortbildungen.
Der erste Kurs startet im Januar 2025 – es sind noch freie Plätze verfügbar!